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Kindergärten – Den Unterschied zwischen einer Schlagzeile und echten Lösungen möchte ich Klavier spielen können

Tag für Tag werden wir durch die Medien mit neuen Botschaften, mit neuen Schlagzeilen zu gepflastert. Darauf entsteht – so wie gestern nach der Forderung zur Schließung von Kindergärten in Wien – Aufregung in der polit-medialen Welt. 

Das Schlagwort Populismus ist schnell hervorgekramt und schnell diskutiert man darüber, wer die Botschaft wie abgesetzt hat und nicht darüber, ob diese Botschaft tatsächlich umsetzbar ist. Lassen wir mal den Vorwurf des Populismus beiseite und versuchen herunter zu deklinieren, warum eine Politik, die NUR auf Schlagzeile und Applaus aus ist, keine positiven Fortschritte und echte Lösungen bringen wird.

Sebastian Kurz fordert die Schließung von Islamkindergärten in Wien. Dafür erntet er großen Applaus. In der Tat wissen wir längst, dass wir in Wien echte Probleme bei der Qualität der Kindergärten haben. Ich würde dringend raten, diese Probleme aber nicht nur im Bereich muslimischer Kindergruppen zu suchen. Diese Qualitätsprobleme sind besonders dort dramatisch, wo es sich um Kinder aus bestimmten Milieus handelt – also Kinder von Eltern, die selbst wenig Bildung haben, die wenig verdienen und auch noch eine andere Umgangssprache als Deutsch sprechen. Wer nicht erkennt, dass wir in Wien gerade im Bildungsbereich gravierende Probleme in diesen Milieus haben, der verschließt die Augen vor der Realität.

Wir NEOS haben hier am Dienstag als einen Punkt eines umfassenden 5-Punkte Plans die Erhöhung der Qualitätskriterien für diese Problemkindergärten gefordert. Dabei geht es uns aber darum, genau den oben genannten Kindern bessere Chancen im Leben zu ermöglichen. Durch bessere Integration und vor allem durch bessere Deutschkenntnisse.  Wir sind ebenso der Meinung, dass die Kindergärten oder -gruppen, die die entsprechende Qualität nicht bieten, keine Förderung mehr bekommen sollen. Qualität betrifft zum einen die Betreuungssituation, zum anderen mit Sicherheit auch die Deutsch-Sprachkompetenzen der Pädagoginnen. Aber was ist dann? Ich muss ab hier weiter denken. Hilft es uns, wenn Mohammed mit vier Jahren statt in einem Kindergarten zu Hause von der Mutter betreut wird, die nicht Deutsch spricht. Nein!

Deswegen haben wir vorgeschlagen, ein verpflichtendes zweites Kindergartenjahr einzuführen für die, die es brauchen. Zum Beispiel, weil sie mit vier Jahren noch nicht annähernd ausreichend Deutsch sprechen und auch sonst aufgrund ihrer Herkunft gefährdet sind, im Bildungssystem zu scheitern. Kann ich differenzieren zwischen den Diplomatenkindern im englischsprachigen Elitekindergarten und türkischen Kindergruppen in Favoriten? Ich muss sogar! Ausgangspunkt ist immer das Kind und seine Chancen, im Leben weiter zu kommen. Wenn diese Chancen am Start nicht da sind, so müssen wir als Gesellschaft alles tun, um sie so weit es geht zu ermöglichen. Das sind wir den Kindern schuldig, das sind wir der Gesellschaft schuldig, deren Zusammenhalt auf dem Spiel steht und das sind wir der Wirtschaft schuldig, die händeringend nach Fachkräften sucht.

Dieses zweite verpflichtende Kindergartenjahr soll nach unserem Vorschlag nur in bestimmten Kindergärten absolviert werden dürfen, die entsprechend höhere Qualitätskriterien erfüllen. Deutsch an erster Stelle, aber auch ein radikal verbesserter Betreuungsschlüssel mit maximal 12 Kindern je Gruppe. Wie wir das machen? Durch eine nach Bedürfnissen orientierte Finanzierung. Genau das, was wir uns auch im Schulbereich wünschen. Die Kindergärten und die Schulen, in denen ein höherer Anteil an Kindern ist, die das Risiko haben zu scheitern, brauchen mehr Geld. Wir nennen das den Chancenkindergarten. Den finanziellen Bonus gibt es dort nur, wenn ein bestimmter Anteil erreicht ist. Ein Anreiz auch für die Einrichtungen für bessere Durchmischung zu sorgen.

Letztlich braucht es auch eine lückenlose Qualitätskontrolle. Das ist das Wesentliche und darauf muss gerade auch die Stadt Wien bei den Kontrollen das Augenmerk legen und nicht darauf, ob ein Klavier in einer Kindergruppe stehen darf oder nicht.

Leider haben wir zu all den Vorschlägen von Sebastian Kurz wenig gehört. Dass hier nicht nur die Stadtregierung gefordert ist (und ja, das ist sie!) sondern auch die im ewigen Zank und Stillstand verharrende Bundesregierung ist klar. Wo ist der bundeseinheitliche Qualitätsrahmen für Kindergärten? Wo ein entschlossener Schritt in Sachen Kindergarten bei der Bildungsreform? Kindergärten kommen in den Bildungsdiskussionen nicht einmal vor, dabei können viele Volksschullehrerinnen und –lehrer seit Jahren ein Lied davon singen, wie das ist, wenn Kinder in die Volksschule kommen und sich weder selbstständig anziehen können noch gut genug Deutsch sprechen um dem Unterricht zu folgen.

Und wo ist der entschlossene und engagierte Integrationsplan des Integrationsministers gerade auch im Schul- und Kindergartenbereich? Es stößt schon mehr als sauer auf, wenn der ehemalige Flüchtlingskoordinator Ferry Maier nun öffentlich davon spricht, dass er mehrfach der Bundesregierung angeboten habe, eine Plattform für bessere Integration bestehend aus Gemeinden, NGOs, Politik und Wirtschaft ins Leben zu rufen um akkordierter und effektiver Integration voranzutreiben. Dafür habe die politische Unterstützung gefehlt. Von wem denn? Von dem oder denen, die möglicherweise gar kein Interesse daran haben, echte Lösungen zu bringen, weil es besser ist, ein Problem am Köcheln zu lassen um Stimmen zu maximieren und so die Macht zu erhalten, um weiter ihre Klientele und Pfründe zu bewahren? Das wäre nicht nur zynisch sondern ein klarer Machtmissbrauch und definitiv nicht zum Wohle des Volkes, dem man sich als Politiker verpflichtet fühlen sollte.

Sebastian Kurz hat richtig erkannt, dass es nicht angeht, dass die öffentliche Hand Kindergärten fördert, die weder Integration, noch Bildung, noch Chancen ermöglichen. Dass SPÖ und Grüne in Wien hier wegschauen ist ein Skandal. Aber wie geht es weiter? Jemand, der Bundeskanzler werden möchte, muss auch sagen, welche Schritte er im Bildungsbereich setzen würde, um den Kindern echte Chancen zu ermöglichen. Darüber müssen wir reden und darüber würde ich gerne mehr von ihm lesen.

Ansonsten gilt: Es gibt ihn also, den Unterschied zwischen echten Lösungen und einer Schlagzeile. Diesen Unterschied möchte ich Klavier spielen können.

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