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Paris ist nicht größer als Wien. Lebt aber mehr Partizipation.

Beate Meinl-Reisinger
Beate Meinl-Reisinger

Habt ihr das gewusst? Paris ist nicht größer als Wien. Also, nicht viel… 2 Mio. Einwohner. An Grundfläche sogar bedeutend kleiner. 9 Mrd. Euro Ausgaben. Wien hat ein wenig weniger Einwohner, aber mehr Ausgaben. Äpfel mit Birnen vergleichen hat aber noch nie jemanden weitergebracht, denn klar: der Großraum als Einzugsgebiert ist gigantisch.

Deshalb soll mit 1.1.2016 die Metropole Großparis starten soll. Eine neue Verwaltungs- und Politikeinheit, die 3 Départements und einige Gemeinden anderer Départements umfassen wird. Wie das ganze funktionieren wird ist eigentlich unklar. Insbesondere über die zukünftige Kompetenz der Stadtplanung (inklusive Bebauungsplan und Flächenwidmung) gibt es heftige Diskussion. Teil der Metropole soll ein U-Bahn Ring rund um Paris sein, der vom Staat finanziert wird. Das ist also weder kommunale noch Metropolen-angelegenheit.

A propos Stadtplanung: einige durchaus große Stadtentwicklungsprojekte sind derzeit im Entstehen in Paris. Was dabei auffällt: überall gibt es große öffentliche Institutionen, die dort angesiedelt werden. Ein Garant für einen lebendigen neuen Stadtteil?

Im Detail haben wir uns das Projekt Clichy-Batignolles angesehen. Hier entstehen auf 54 Hektar 10 Hektar Park, 3.400 Wohneinheiten davon 50% Sozialwohnungen – in unterschiedlichen Förderkategorien, 140.000 qm Büroflächen und hier wird auch zukünftig der Justizpalast übersiedeln – in ein atemberaubendes Gebäude von Renzo Piano. 160 Meter hoch, mit großen begrünten Terrassen.

Die Metro wird verlängert, angrenzende Banlieus werden verbunden und in Bezug auf Nachhaltigkeit soll das neue Viertel auch Maßstäbe setzen. Auf nahezu jedem Gebäude finden sich Solaranlagen und der Müll wird mittels Abfallsauganlagen abtransportiert.

3 Ziele verfolgt die Stadtentwicklung in Paris

  1. Nachhaltigkeit in ökologischer Hinsicht
  2. Soziale Ungleichheiten beseitigen
  3. Paris als Herz der Metropole Paris etablieren

Der Stadtentwicklungsplan ist verpflichtend. Darin beinhaltet ist Flächenwidmung und Bebauungsplan. Per Gesetz besteht die Verpflichtung 25% Sozialwohnungen pro Kommune zu errichten. Paris will bis 20130 30%, wobei das System nicht vergleichbar zu Wien ist, jedoch gibt es 100.000 Vorgemerkte für Sozialwohnungen. 70% sind anspruchsberechtigt, was auf hohe Einkommensgrenzen schließen lässt.

Wie geht die Stadt mit Bürgerpartizipation um?

Viele Projekte sind in Planung. Darunter auch klassisch polarisierende Projekte wie das 180 Meter hohe Triangle Hochhaus. Einerseits läuft hier die Stadtentwicklung sehr autoritär ab. Die Stadt – die Bürgermeisterin und der Pariser Gemeinderat entscheidet – und es wird gemacht. Dennoch 2 Projekt stechen ins Auge

  1. Zum einen wurden 23 Stadtentwicklungsprojekte – Stätten, die derzeit nicht genutzt werden oder dringend revitalisiert gehören – international ausgeschrieben. Im Februar wird die Stadt entscheiden
  2. Zum anderen setzet man auf partizipative Methoden wie Bürgerhaushalt

Heute habe ich den Verantwortlichen des Pariser Bürgerhaushalts getroffen. Von allen Modellen und Methoden eines Bürgerhaushalts mit Sicherheit das ambitionierteste Projekt. Eine halbe Milliarde Euro waren zur Disposition. Gefragt waren Projekte, die ganz Paris betreffen ebenso wie Projekte, die einzelne Bezirke betreffen. Alle Bürger – egal welchen Alters und welcher Nationalität konnten Vorschläge machen. Danach wurden die Projekte von der Stadtverwaltung geprüft, ungeeignete ausgeschieden und die übrige geblieben bewertet – wieder von den Bürgern selbst.

Von ursprünglich 5115 Vorschlägen blieben 577 übrig. 8 Projekte Paris-weit und 180 in den Bezirken wurden zur Umsetzung ausgewählt. Anders als in deutschen Kommunen wie Stuttgart ist der Pariser Bürgerhaushalt direkt partizipativ. Spannend und aufwendig und mit Sicherheit ein tolles Projekt, das Wien dringend umsetzen sollte.

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